28Sept
2023

Mont Lozère - fiel uns nicht schwer


Tja.

7:30 Uhr, der Wecker klingelte und entriss uns aus unseren Träumen. Wir machten uns langsam fertig und gingen die verwinkelten Treppen zum Frühstücksbuffet hinab, wo bereits vier ganze Gäste saßen und ihr petit déjeuner verspeisten. Es war typisch französisch mit Croissants, pains au chocolat und einem Käse Assortiment (die hohen Käseerwartungen wurden leider etwas unterboten). Auch frisches Obst und ein Kaffeevollautomat waren dabei. Dieser spuckte leider keinen Cappuccino wie gewünscht aus, sondern etwas Milchkaffeeartiges mit einer Kakaonote. Wir übten währenddessen unser Französisch mit dem außerordentlich netten Herbergsbesitzer, so langsam kommen wir wieder rein, kleine Konversationen klappen wieder!

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen fertig, hingen noch ne ganze Zeit am Strom mit unseren Handys und ließen sodann den Motor von Thor-Matthieu aufheulen um weiter durch die Tarnschlucht zu unserer nächsten Station zu gelangen. Auf dem Weg machten wir halt um alte Schlösser und Burgen tief in der Schlucht zu bestaunen, wirklich eine einzigartige Gegend hier!

Eine längere Pause legten wir in Florac ein. Unser Ziel war es ein Feuerzeug für unseren Gaskocher zu kaufen (ja, Asche auf unsere Häupter, unsere Camping skills sind eingerostet) und Kappen, um einem Sonnenstich vorzubeugen. Wir wanderten ein wenig durch den kleinen Ort, vorbei an einigen Marktständen, über welche wir unsere sehnsuchtsvollen Blicke schweifen ließen. Ein Feuerzeug fanden wir in einem Tabakshop, aber Käppis blieben uns verwehrt. Da wir nicht zu spät mit der Wanderung loslegen wollten, kehrten wir nach ca. einer Stunde zurück zu Thor-Matthieu und brausten von Dannen.

 

Unser Ziel war Finiels, wieder ein mini kleiner Ort, gelegen an einem der zwei höchsten Erhebungen der Cevennen: Mont Lozère. Hier machten wir zunächst eine Brotpause bevor es dann losging mit der Hügelbesteigung. Es ging ca. 1h lang durch einen Nadelwald bergauf bis wir einen Forstweg erreichten. Bis hierher konnten wir wunderbar im Schatten laufen und den sanften Nadelgeruch genießen. Es folgte eine Heidelandschaft mit Ginster (was ist nochmal Ginster?) inklusive der starken Sonne, aber wir hatten Kopfbedeckungen improvisiert, nichts konnte uns stoppen. So langsam eröffnete sich uns die Weitsicht. Ein wunderbares Zusammenspiel aus der in der Sonne leuchtenden gelben Wiesen und den blau schattierten Berglandschaften, wunderbar! Wir stiegen weiter auf bis wir eine Bergkuppe gleich vor dem eigentlichen Gipfel. Wir entschlossen uns hier zu verweilen, da wir den Eindruck hatten, hier die schönere Aussicht zu haben, was sich später bestätigte. Wir machten unsere Gipfelfotos und fläzten uns dann in die Sonne. Herrlich war es, voller Ruhe, in der Ferne konnten wir die schneebedeckten Gipfel der Alpen sehen, über uns in den Wolken Pudel, Elefanten und Kätzchen erkennen. Ein bisschen kalt wurde uns mit der Zeit, da stets ein kühler Wind wehte. Wir hatten auch noch fast zwei Stunden Laufzeit vor uns, sodass wir den Rest des Weges antraten. Unterwegs trällerten wir alte Lieder aus dem Schulchor mit ausgefeilter Dynamik und erstaunlicher Textsicherheit. Wir waren ganz schön krass. Krass gut und krass komisch zugleich. Unsere kreative Schulzeit hat uns einfach nachhaltig geprägt! Der Rückweg war ein entspannter Spaziergang durch den Wald mit krank aussehenden Bäumen (da waren so weiße Flechten (?) drauf), die ein bisschen gruselig aussahen. Weiterhin folgten breite Waldwege die wir zügig entlang liefen bis wir unser Auto bzw. den direkt dort liegenden Campingplatz La barette erreichten. Wir hatten ihn während unserer Mittagspause erspäht und waren nun hoffnungsvoll, dass wir doch noch unsere heiß ersehnte Zeltnacht ermöglichen konnten.

 

Da weit und breit kein richtiger Hinweis darauf, wie hier weiter vorzugehen ist, zu sehen war, wendeten wir uns an einen hier zeltenden älteren Französischen Herren und fragten ihn in immer flüssiger werdenden Französisch nach Hilfe. Er war super nett und führte uns direkt selber hinab durch die steilen Hänge zum Haupthaus des Campingplatzes. Da sage mal noch einer, dass Franzosen ein unfreundliches Volk seien, bisher haben wir wirklich nur wahnsinnig herzliche Personen kennen gelernt! Wir trafen die Besitzerin allerdings nicht an und entschlossen gemeinsam zunächst uns einmal einzurichten, die Besitzerin machte eh immer eine abendliche Runde. Wir holten also unser Auto, suchten mit Hilfe der Franzosen den perfekten ebenen spot für unser Zelt und bauten smooth wie eh und je unser geliebtes Zelt auf. Die Reißverschlüsse sind mittlerweile etwas mitgenommen, aber ansonsten immernoch ein Traum. Wie schön, unser Zelt mal wieder aufgebaut zu sehen und dann noch dazu vor so einer traumhaften Kulisse!

 

Wir widmeten uns nun unserem Abendessen, ein kulinarisches Highlight aus Fusilli mit Pesto, Tomaten, Paprika und Thunfisch und sogar Parmesan sollte es werden, unsere Kochkünste am Gaskocher haben sich gesteigert. Oder eher unser Budget? Während wir noch da saßen und kochten, kam die Besitzerin des Platzes vorbei und hielt ein nettes Pläuschchen mit uns. Zum Beispiel wies sie uns darauf, dass der Mond gleich hinterm Berg aufgehen würde und wir übrigens keine Angst vor der röhrenden Hirschen haben sollten. Der aufgehende Mond war tatsächlich wunderschön anmutig und wir freuten uns wie Honigkuchenpferde über diesen tollen Ort. Eeeeeendlich wieder Zeltfeeling!

 

Wir spülten noch alles ab, schnappten uns die Decken, die die liebe Platzbesitzerin für uns rausgelegt hatte und machten uns Schlafsack fertig. Nun liegen wir wie in alten Tagen eingemummelt in zig Lagen und blicken einer ruhigen Nacht entgegen. Die Hirsche sind auch zu Bett gegangen und der Tag hat sich nun vollkommen dem Ende geneigt. Bonne nuit!