29Sept
2023

Au-dessu de la Gorge de Chassezac

Aussicht vom KlosterGorge de ChassezacWir vor der Gorge 

Die Sonne erwärmte unser Zelt, und so langsam erwachten wir. Wir hatten erstaunlich gut geschlafen, der einen war zwar etwas kalt, der anderen etwas warm, aber insgesamt ein erholsame Nacht. Wir öffneten das Vorzelt und der Blick hinaus in die Idylle erfreute unsere Herzen. Was für ein wunderbarer Ort! Es war schnell klar, dass wir nicht zeitig abreisen, sondern stattdessen den Morgen hier ganz ruhig angehen lassen würden. Wir krochen nach und nach aus den Federn und frühstückten in aller Ruhe während wir den Blick übers Tal schweifen ließen. Anstatt danach zusammenzupacken, gönnten wir es uns einfach auf der Wiese in der Sonne rumzuliegen, den Grillen und dem Rauschen des Windes in den Bäumen zu lauschen und so richtig zu genießen. Die Hirsche hatten auch endlich aufgehört zu röhren. Hach, traumhaft! So ging es eine ganze Weile bis die Sonne schon hoch am Himmel stand, und wir so langsam damit begannen das Zelt zusammenzupacken. Auch hier saß noch jeder Handgriff, wir sind ein eingespieltes Team! Wir wanderten noch einmal runter zum Haupthaus des Campingplatzes zum Zähneputzen und Decken zurückgeben, und bemerkten dabei, wie schön es war mal wieder barfuß durch Gras zu laufen, macht man viel zu selten. Wieder oben angekommen, konnten wir uns noch länger nicht von diesem friedvollen Ort trennen, und genossen noch ein wenig die Stille, und machten uns dann doch schweren Herzen auf den Weg.

Unser nächstes Ziel war der Bois de Païolive, ein Olivenwald, der ca. 1,5h östlich von unserem Campingplatz lag. Die Fahrt ging wieder über enge und kurvige Berstraßen, wo wir sehr glücklich darüber waren, dass wir kaum Gegenverkehr hatten. Einzig die sehr nah auffahrenden Autos hinter uns waren extrem nervig und stressend und völlig unverständlich für uns, wieso man sich so verhalten sollte. Zum Glück waren es nicht viele und meistens konnte man sie an einer Stelle gut vorbeifahren lassen. Dann sausten sie davon mit viel zu vielen Sachen auf diesen mini Straßen am Abgrund ins Nichts. Thor-Matthieu meisterte jede Herausforderung mit Bravour und so erreichten wir sicher das Ziel. Auf einem Parkplatz in der Nähe vom Beginn der Wanderung stärkten wir uns mit den restlichen Nudeln vom Vortag sowie Rohkost. Allerdings waren wir nicht die einzigen, die sich einen Snack gönnten. Zahlreiche Mücken hatten es auf uns abgesehen und während wir unsere Fusilli verspeisten, verspeisten die Moskitos uns. Genug geärgert.

Wir machten uns auf den Weg und tatsächlich sah dieser komplett anders aus als die vorherigen. Der Boden war trocken und rissig. Statt auf Tannennadeln oder Sand liefen wir auf Dolomit Karst (also grossen Steinen). Der Weg war nur gemächlich ansteigend, die Sonne brannte jedoch im Nacken. Wir folgten nach kurzer Zeit einer Hinweistafel zu einer Klosterkirche. Diese war geschlossen, aber man konnte von dort einen ersten Aussichtspunkt genießen. Wir schauten in ein Tal mit bestellten Feldern und ein paar verstreuten Siedlungen. Ein australisches Paar enttarnte uns als nicht-Kiwis trotz des Kiwizone merch, der einfach ein Hingucker war. (Zur Info: in der Vergangenheit gab es mal ein Buch von uns über unsere Zeit in Neuseeland und wir haben dazu T-Shirts entworfen, die aber Unikate sind und daher nicht verkäuflich. Das Buch hingegen schon!). Nun waren wir für eine Weile lost in time and space, wie konnte es sein, dass wir dreimal am mehr oder weniger gleichem Punkt rauskamen, trotz komplett verschiedener Himmelsrichtungen in die wir liefen?! Es ergab keinen Sinn. Als sich unsere Bauchmuskeln vom erstaunten Lachen erholt hatten, rissen wir uns zusammen und fanden den Weg aus diesem Labyrinth. Weiter ging es durch den verwunschenen Steineichenwald. Olivenbäume trafen wir keine an, aber die knorrigen Bäume und die mit Moos bewachsenen Äste, die Wachholdersträucher mit den Gesteinsformationen dazwischen und den einzelnen Sonnenstrahlen schafften eine einzigartige Atmosphäre.
Bald erreichten wir das Highlight der Tour, einen Look-out hinab in die Schlucht von Chassezac. Bevor uns jedoch davon die Sprache verschlagen werden konnte, nutzten wir diese noch für einen Plausch mit einer sehr freundlichen Französin aus Montpellier, und tauschten uns über unsere Highlights in den Cevennen aus. Nun aber war es soweit. Wir traten hinaus aus dem Wald an den Rand einer Klippe und uns eröffnete sich ein großartiger Blick: der Fluss Chassezac, wie er sich tief in die Felsen eingegraben hatte und sich nun tief unter unseren Füßen schlängelte, beeindruckend und wunderschön! Noch dazu wehte uns ein Duft von Ostern um die Nase, von blühenden Büschen. Wir setzten uns auf unsere Klippe, snackten unser Obst und hörten nicht auf uns über diese Aussicht zu freuen. Eine ganze Stunde verweilten wir, und mussten uns dann langsam auf den Weg machen. Je weiter wir kamen, desto mehr Einblicke bekamen wir in die Tiefe Schlucht, aber unser Spot war schon der schönste gewesen. Schließlich erreichten wir wieder den Parkplatz und sprangen schnell ins Auto um nicht wieder den Mücken zum Opfer zu fallen. Auf ging die lange Fahrt zurück nach Montpellier, wir mussten den Cevennen leider schon wieder dem Rücken kehren. Aber wir kommen bestimmt nochmal zurück!

Gefühlt eine Millionen Kreisverkehre später erreichten wir Montpellier. Das Auto konnten wir direkt am Bahnhof abgeben, was sehr praktisch war. Mit Sack und Pack beladen gingen wir zum Hotel und machten uns alsbald auf zur Futtersuche. Keine Minute später fanden wir ein libanesisches Bistro, wo wir Shawarma und Falafel Sandwiches, sowie einige Sarma (mit Reis gefüllte Weinblätter) auf höchstem Französischniveau bestellten. Auf dem Platz de la Comédie machten wir es uns wie die Einheimischen vor der Oper gemütlich und schnabulierten unsere Köstlichkeiten. Danach planten wir den nächsten Tag: es würde über Toulouse nach Bordeaux gehen. Flixbusse ahoi!