26Sept
2023

3x french kisses, please

Alte medizinische Fakultät Montpellier

An diesem herrlichen Morgen wachten wir ohne jegliche Eile auf. Keine Termine. Nicht hunderttausend Punkte auf einer Travel to-do-Liste. Einfach mal in den Tag starten. Hach wie schön.

Gegen 11 Uhr verließen wir unser Zimmer und umrundeten südlich den Square Planchon (wie uns später gesagt wurde, sollte man nachts dort nicht verweilen!) in Richtung einer Boulangerie, die uns von zwei unabhängigen Quellen empfohlen wurde: Boulangerie L‘Autenthique. Dort angekommen standen wir fasziniert vor der Auslage und bestaunten französische Delikatessen. Unter gewissem Zeitdruck mussten wir uns entscheiden (was bei dieser Auswahl recht schwierig war) und auch noch adäquat bestellen! Leider war unser Französisch Niveau seit unserer Abiprüfung vor 11 Jahren (OMG!) rapide gesunken und so stammelten wir uns einen ab, immerhin sehr zur Belustigung der Angestellten und einem Kunden. Confident wie eh und je und mit leckeren Sandwiches, einem Croissant, Feuilltés (so kleine mini Croissants, die wie Gürteltiere aus Blätterteig aussehen) und einem Pain amande er chocolat verließen wir den Laden und machten uns auf zu einem Picknickort. Unterwegs erfreuten wir uns an süßer street Art, die wir zufällig entdeckten. Beim Park Peyroux ließen wir uns auf der Wiese nieder und genossen unser Mahl. Danach fläzten wir uns gemütlich auf die Decke und legten ein Nickerchen ein - an einem Wochentag im Park liegen und in die wehenden Blätter der Bäume schauen, sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, Croissantkrümel im Haar und ein seliges Lächeln auf den Lippen, das ist Urlaub wie wir ihn mögen.

 

Da wir die nächsten Tage im Nationalpark Cevenne verbringen wollten, stöberten wir nun in etwaigen Reiseführern und Empfehlungsschreiben von Violas Schwester herum nach geeigneten Zielen. Ganz waren wir noch nicht fündig geworden, da trat ein netter Herr zu uns heran und bat uns den Park zu verlassen, da sie hier ein Festivalgelände aufbauen würden für Donnerstag. Es ging um das „What a Trip!“ Festival, wo es um alles rund um Reisen geht, sofern wir das richtig verstanden haben. Es gibt Filme, Ausstellungen, Musik und Stände von z.B. UNESCO. Wenn wir am Donnerstagabend noch Energie haben, kommen wir definitiv vorbei!

 

Wir schlenderten die paar Meter zum Jardin des Plantes, dem botanische Garten Montpelliers. Tatsächlich war es sehr entspannt dort herumzulaufen und sich treiben zu lassen und wir lernten eventuell was über die Verbreitung der Buche (allerdings fehlt die Legende bei der Infographik!). So groß war das Areal nicht und bald setzten wir uns auf eine Steinbank im Schatten, um unsere Wandertour weiter zu planen. Nach geraumer Zeit stand plötzlich jemand neben uns und Chris sprang auf und umarmte Théo, ihren Travel Buddy aus Vietnam, den Martha und sie damals beim Ha Giang Loop kennengelernt hatten. Drei Jahre waren nun vergangen bis sie sich wiedersahen, aber wie immer fühlte es sich an als ob es gestern gewesen sei (nur der Vokuhila war verschwunden). Théo war als Kind mit seinen Eltern nach Montpellier gezogen und kannte sich daher bestens aus. Wir gingen zunächst zum historischen Fakultätsgebäude der Medizin, die sich scheinbar nicht hatte lumpen lassen in einem ehrwürdigen Gebäude aus dem Mittelalter zu lehren und zu lernen. Nun ja, die Uni ist auch eine der ältesten Frankreichs, da kann das schon mal passieren. Nun gibt’s aber ein neues Gebäude aus Glas irgendwo anders und wir haben auch nicht so genau herausgefunden, wofür das alte Gebäude nun verwendet wird.

 

Von dort ging’s weiter in die Altstadt hinein und Théo zeigte uns seinen Lieblingseisladen, wo wir auf sehr köstliches Eis eingeladen wurden. Viola hatte Fleur d‘Oranger (Chris fand es schmeckte nach Seife) und Birne (seeehr köstlich) und Chris hatte Chocolat und Citron menthe (Zitrone mit Minze), was beides sehr hervorragend schmeckte. Théo erzählte uns ganz viel von dem neuen Restaurant, das er und zwei Freunde heute eröffnet hatten und von ihrem Konzept. Es war gesundes griechisches Essen zum selbst zusammen stellen. Was heißt das? Pita als Grundlage und dann konnte eine Soße als Basis wählen, als nächstes Fleisch oder Halloumi, weitere mix-ins und toppings oben drauf. Gesund sollte es sein, da viel frisches Gemüse dabei ist und außerdem achten sie darauf, dass sie lokale Waren kaufen und es den Tieren gut geht, wo sie das Fleisch einkaufen. Wir fanden, das klang sehr überzeugend und waren Feuer und Flamme nachher dort zu Abend zu essen.

 

Erst aber gingen wir noch Cookies knabbern, denn auch hier hatte Théo einen Lieblingsladen parat. Er versicherte uns, dass der Teig jeden Tag frisch zubereitet werde. Er selber war schon am Vortag und am Tag davor hier und würde auch am nächsten Tag wiederkommen, wie sich herausstellen sollte. Ein absoluter Keks Liebhaber! Nach diesem Zuckerschock vom Eis und den Cookies verabschiedeten wir uns zunächst von Théo und gingen zurück zum Airbnb. Nach ner kleinen Pause und einem Abstecher zum Monoprix (Supermarkt), um für die Tour einzukaufen, marschierten wir hungrig zum Gyraya, dem Restaurant von Théo. Dieses befand sich in der Straße vom Cookie Laden, also echt am pulsierenden Leben. Da es schon 21:30 war als wir kamen, war nicht mehr viel los. Théo bediente uns und stellte uns ein köstliches Abendessen zusammen. Wir durften sogar vier statt drei mix-ins wählen! Connections muss man haben.

 

Wir aßen dann zusammen mit noch Charles, seinen Freund und Kollegen, zusammen bis es dann Zeit wurde nach Hause zu gehen. Kurz vor knapp trat Chris noch in ein Fettnäpfchen und zwar hatten wir festgestellt, dass wir zur Begrüßung uns ja in Kartoffelmanier umarmt hatten, aber in Frankreich machte man ja dieses Küsschen links rechts. Daher fragte sie, ob wir uns nun mit french kisses verabschieden würden um zwei Sekunden später rot anzulaufen, als ihr der Faux-Pas

bewusst wurde. Also gut, French kisses sind dann doch noch mal was anderes… aber wir haben gelernt, dass man sich nur in Montpellier 3 mal auf die Wange küsst: links rechts links. Im restlichen Lande ist es nur zwei mal. Wieder ein bisschen schlauer.

 

Giggelnd liefen wir die restlichen Meter zu unserer Wohnung, während Théo mit seinem Trotinette (E-Scooter) davon rollte.